Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (22)

Veröffentlicht auf von anna

Die folgende Nacht hockte ich müde auf dem Ast. In der Umgebung brannten Lagerfeuer. Am Morgen sprang ich von meinem Baum herunter und rannte so schnell mich die Füße trugen. Mir begegnete niemand. Das war die Hauptsache.

Unser Rastplatz lag verlassen da. Selbst die Vögel schienen ihn zu meiden. Ich verschnaufte an eine Kiefer gelehnt. Plötzlich durchzuckte mich ein wahnsinniger Schreck. Was wäre, wenn ich als einzige aus dem Zeitschiff übrig geblieben wäre? Proviant hatte ich noch für viele Monate, denn die anderen hatten mir ihre Konzentrate anvertraut. In mir klang die Stimme von Ernst wider, der sich theatralisch vor mir aufgebaut hatte: „Du besitzt jetzt mein wichtigstes Gut. Pass ja darauf auf!“

Und später? Würde ich als Bettelmädchen verhungern? Ich war nicht darauf eingestellt, im 16. Jahrhundert zu leben. Ich hätte am liebsten drauflos geheult. Langsam wich die Spannung der vergangenen Stunden einer unendlichen Einsamkeit. Irgendwie waren die Bäume ringsum zu beneiden. Keiner von ihnen stand allein.

Unser letzter Rastplatz hatte an einer Weggabelung gelegen. Auf der linken Seite hatte Andreas mit dem Strahler einer Tanne die Vorderseite glatt rasiert. Dort hatten wir unsere Initialen in der Rinde hinterlassen. War das hier schon? Ja. Das war die Stelle. Doch es war niemand da. Ich sah mich um. Nichts als Wald. Die ersten Kämpfer hätten schon zurück sein müssen. Wenigstens einer. Ich aß einen Happen, wartete, lauschte. Nichts! Wenn ich mich hinter die Tanne setzte, könnte ich vielleicht schlafen. Aber dazu hätte ich dort erst das Gestrüpp beseitigen müssen.

Ha!“

Ich zuckte zusammen und dann lagen wir uns in den Armen. Ernst, der die anderen ins Gebüsch gescheucht hatte, nur um mich erschrecken zu können, Maria, die an ihm hing wie eine kleine Schwester, Siegrid, Dietmar, Heinz und Hannes.

Hallo!“

Ernst hob mich lachend hoch – dann brüllte er plötzlich: „Maria, hilf mir, ich kann nicht mehr!“

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