Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (62)

Veröffentlicht auf von anna

An den nächsten drei Tagen verlief äußerlich alles wie immer. So weit das mit unseren Schichten zu vereinbaren war, sahen wir uns bei den Mahlzeiten im Saal. Ganz unauffällig musterte ich die zu umwerbenden Crewmitglieder. Woran erkennt man jemanden, der ein Geheimnis hat? Ich beispielsweise zog mich ein wenig von Nuk zurück, suchte belanglose Gespräche mit den wahrscheinlich künftigen Reisegefährten, ließ es aber schnell wieder sein. Was sollte ich mit ihnen reden, wenn ich über das, worüber ich reden wollte, nicht reden durfte?

Am Dienstag erschienen Peter und Anita nicht zum Abendbrot. Siegrid hatte mir nicht verraten, wo sie die Zukünftler bis zu unserer Abreise verstecken wollte. Sie hatte nur versichert, man würde sie lebend wieder finden. Die ersten zwei hatten also „Nein!“ gesagt und warteten nun in einem Versteck darauf, von den Menschen der Gegenwart geweckt zu werden. Ich sträubte mich gegen den Ausdruck „Zukünftler“. Und irgendwie bedauerte ich nun, mich nicht von Anita und Peter verabschiedet zu haben. Ich würde ihnen nie mehr begegnen.

Aber am nächsten Mittagstisch kam Peter wieder zum Essen in den Saal. Er erschien allein, und ich musste mich sehr zusammenreißen, um mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen.

Schmeckt ´s nicht?“

Nuk war wieder einmal um mich besorgt wie eine Glucke.

Nein, nein, ist schon alles in Ordnung.“

Nach dem Essen setzte ich mich einfach zu Peter an den Tisch. Sabina löffelte schon ihren zweiten Nachtisch. Peter schien überhaupt nicht zu bemerken, dass er nicht allein da saß.

Hallo alter Junge! Ich hab dich gestern vermisst.“

Ach, hallo Anna. Gestern? Es war nichts. Ich habe mich nur nicht wohl gefühlt. Da hab ich das Essen ausfallen lassen und bin schlafen gegangen.“

Ich betrachtete ihn skeptisch. Peters Teller war noch mehr als halb voll, und er stocherte sichtlich appetitlos in seinem Gemüse herum.

Na, gut“, ergänzte er zögernd, „Ani ist es auch nicht so gut gegangen. Da musste ich sie verarzten, verstehst du? Und sie mich.“

Erwartete er, dass ich nicht weiter gefragt hätte, wenn das Ganze wirklich eine erotische Stunde gewesen wäre?

Und wo ist Anita jetzt?“

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