Gerhardts Zeit (7)

Veröffentlicht auf von anna

Maria hatte einen feinen Sinn dafür, wann sie die neue Freundin mit ihrem Vater allein lassen sollte. Die Mädchen konnten sich auf Anhieb leiden. Mandy verbrachte jede freie Minute in ihrer Wohnung. In diesem Herbst streiften alle Bäume ihr Blätterkleid voll Freude ab. Dann aber schwoll Mandys Busen an und der Frauenarzt bestätigte, hier hatte sich etwas vereinigt.

Freust du dich? Es wird unser Kind!„ fiel sie ihm um den Hals.

Gerhard Gluck griff an den Zeitknopf. Als niemand etwas sagen kann außer ihm, benutzt er nach langer Pause wieder die Sprayflasche.

Du hast eine halbe Schulklasse voller Jungs. Bringe ihnen bei, wodurch man Vater wird. Wenn du es allen beigebracht hast, wähle einen aus.„

An diesem Abend war Gerhard Gluck traurig.

Das Leben könnte so schön sein. Aber ich weiß, wir werden Mandy nicht wiedersehen.„

Damit behielt er Recht.

Mandy fand auch im siebten Schwangerschaftsmonat niemanden für eine dauerhafte Vaterrolle, obwohl noch einige Freunde das Kind in ihrem Bauch streicheln wollten. Schallend lachte sie über ihre Verzweiflung.

 

Der Körper des äußerlich schnell alternden Mannes protestierte gegen die ihm auferlegte sexuelle Enthaltsamkeit. Als sich Gerhard an einem Novembermorgen dehnte und streckte, fühlte er ein peinliches Stechen „in der Leistengegend„. Von da an war es immer da, wenn auch unterschiedlich stark. Wie ein Nagel, der auf den verschlungenen Wegen zwischen Spermienproduktion und -ausstoß steckte. Er meldete sich als Schmerzpatient in der Urologie.

Als Frau Schwärt ihn ins Behandlungszimmer bat, konnte er die Verwunderung kaum unterdrücken. Obwohl die Ärztin sicher hoch in den Dreißigern sein mußte, wirkte sie aufreizend mädchenhaft. Ihre Stimme war warm und tief der Ausschnitt ihres Kittels, unter dem sie der aufgedrehten Heizung wegen offensichtlich nichts weiter als ein Hemdchen und einen Slip trug. Gerhard wunderte sich nicht mehr, wie viele Männer im Wartezimmer einer Behandlung entgegenfieberten.

Er achtete weder auf das, was er, noch auf das, was die Ärztin sagte. Seine Ohren spürten den Nachhall der erotischen Stimme, sein Blick klammerte sich an die freundlichen braunen Augen der Frau und rutschte mehrmals unter das Kinn auf die mild gebräunte Oberkörperansicht, während Frau Dipl. med. Schwärt mit dem Ultraschallsensor seine Intimregion durchleuchtete.

Der Blick der Frau war fest auf den Monitor gerichtet, als sich bei dem Mann das Blut im Untersuchungsbereich zu sammeln begann. Sie schien es nicht zu bemerken.

Sie schien auch nicht zu bemerken, daß die Hand des Mannes nach der Hose neben ihm griff, etwas herausholte und dann ...

... „Diese Untersuchung soll die eindringlichste sein, die du je erlebt hast. Erprobe mich als Mann!„

Dazu zerrt er ihren Slip herunter, knöpft den Kittel auf und läßt die normale Zeit weiter gehen.

Die schallisolierten Wände des Untersuchungsraumes verschlangen gierig die Schreie der folgenden urologischen Spezialbehandlung. Die diagnostizierte Entzündung des Leistenkanals war wie weggeblasen.

Als sie vier Wochen später das Namensschild „Dipl. med. Sandra Schwärt„ entfernte, lachte die Medizinerin gekünstelt.


ff
 

 

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