Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (1)

Veröffentlicht auf von anna

Mittendrin

 

Selbst die nettesten Gastgeber aus eine Zukunft, die nun vielleicht unsere Gegenwart würde, strengen irgendwann an. Ich hatte den ganzen Tag lang unsere Abenteuer in drei verschiedenen Jahrhunderten geschildert, war total erschöpft, wollte einfach nur meine Ruhe, nichts mehr erzählen und nichts mehr hören. Also verzichtete ich auf das Abendbrot, zog mich ins Zimmer zurück, legte meine Sachen ordentlich auf einen Stuhl, damit jeder sehen konnte, ich möchte nicht mehr angesprochen werden, und schlossauf dem Rücken liegend die Augen.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich einschlafen wollte. So spät war es noch nicht. Aber als ich hörte, wie die Tür aufging, tat ich, als wäre ich schon längst in Träume versunken. Auf der rechten Seite kam ein zweites Bett aus der Wand.  Nuk, wer sollte es sonst sein, zog sich leise aus, legte sich hin und atmete betont gleichmäßig. Ich spürte körperlich, wie sie mich erwartungsvoll ansah. Ich blinzelte und schon hatte sich mein erster Blick in ihrem verfangen.

"Du bist wirklich schon über dreißig?"

"Ja, Nuk."

"Schade, dann kannst du nicht meine große Schwester sein. Höchstens meine Mutter, wenn ich Mama nicht hätte."

"Warum schade? Du hast doch schon so viele Geschwister."

"Nein. Keine richtigen."

Eine Pause entstand, in der wir beide die Zimmerdecke betrachteten. Auf hellgrüner Wiese mit blühenden Gräsern heulte da ein gruselig wirkendes Wolfdrudel. Ich war mir sicher, dass dieser fürchterliche Deckenschmuck Nuks ganz persönliche Idee gewesen war. Bestimmt starrte sie oft abends beim Einschlafen nach oben und malte sich aus, ein solcher Wolf zu sein. Und da war ausgerechnet Ernst aus dem Unterholz auf sie zu gesprungen ...

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