Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (63)

Veröffentlicht auf von anna

Sie fühlt sich immer noch nicht so richtig. Sie ist auf dem Zimmer geblieben. Ich kümmere mich um sie.“

Er sah mich nicht an dabei, jagte Reiskörner auf seinem Teller, als wäre er allein, und hoffte wohl so, dass ich wieder aufstände und weiterginge.

Warum war Peter ohne Anita bei uns? Und was war ihm tatsächlich passiert? Die Sache war mir nicht geheuer. Irgend etwas stimmte da nicht. Nuk war draußen unterwegs. So war ich mit meiner Grübelei allein. Ich hatte noch einen Rest Stolkitee auf dem Zimmer. Mama hielt das Zeug für ein Universalmittel gegen alle einfachen Magen- und Darmwehwehchen. Ich hatte einmal gewagt, „es geht mir nicht gut“ zu sagen. Es war klar, dass Nuk mich sofort damit beglückt hatte. Jetzt diente es mir als Vorwand.

Mit einer frisch aufgebrühten Kanne schlenderte ich über den Flur zu Anitas Zimmer. Natürlich war niemand dort. Viel Zeit zur Spurensuche blieb mir nicht. Auf mein leises Klopfen hin rührte sich nichts. Aber ich wusste, Peter war da. Ich hörte ihn unter der Dusche singen, ging einfach ins Zimmer hinein und öffnete unbefangen die Badtür. Sofort versuchte ich Peter mit schnellen Worten zu überrumpeln.

Hallo Krankenpfleger, ich hab eine Kanne Stolkitee gemacht. Kennst du das Zeug? Das müsste Anita auf die Beine helfen.“

Peter stand für einen Augenblick völlig überrascht vor mir.

Äh, danke!“

Wo ist sie denn?“

Sie kommt gleich wieder. Ich mach schon.“

Das klang sehr nach Rauswurf. Aber ich hatte auch erreicht, was ich wollte. Ich hatte einen frischen blauen Fleck an seinem linken Oberarm entdeckt, bevor Peter sich wegdrehen konnte. Nun war ich klüger. Ich malte mir Horrorgeschichten aus: Anita hatten sie wohl gekidnappt, Peter befragt und zum Schweigen gebracht mit der Drohung, ansonsten seine Partnerin nicht mehr wiedersehen zu können. Käme er mit, weil Anita als Geisel genommen war? Oder umgekehrt – bliebe er hier ... oder ... Sie würden bestimmt zusammen bleiben wollen, und Peter war deshalb erpressbar. Da konnte ich froh sein, dass Siegrid ihn am Leben gelassen hatte. Wenn sie auf diese Weise das ganze Team von ihrem Plan „überzeugte“? War das die Konsequenz daraus, mit dem Leben hier nicht zufrieden zu sein?

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